„Diese Frau sollte ihre Gedanken auf einem Blog niederschreiben, damit alle sie lesen könnten!“, dachte ich mir vor kurzem, als ich eine Instagramstory von Rahel alias wir_sind_zuhaus (KLICK) anschaute. Sie hinterfragt oft ihre Erziehung und lässt ihre Follower daran teilhaben. Oft wurde ich dadurch zum nachdenken angeregt. Da sie selbst nicht bloggt, dachte ich mir, sie zu fragen, ob sie ihre Gedanken für mich und meine Leser unterschreiben könnte, um es hier zu veröffentlichen.
Gesagt, getan. Rahel war einverstanden und bringt euch hier ein paar Gedanken zum Thema: „Das Kind in der Öffentlichkeit schimpfen“
Ich stell sie euch noch kurz vor und dann gehts auch schon los mit ihren wertvollen Gedanken.
Rahel ist 32 Jahre alt, seit 8 Jahren verheiratet mit Nils und Mama von Ole (3 Jahre alt). Beruflich verbringt sie ihre Zeit als Erzieherin in Teilzeit in einem Montessori-Kinderhaus. Ihre Lebensthemen sind gerade bedürfnisorientierte Familie und Erzieherin, christlicher Glauben und Gemeinde, Schrebergarten und ein gemütliches Zuhause schaffen. Sie beschreibt sich als sehr ehrlich, meistens unkompliziert, impulsiv und ganz voll Liebe und Ironie!
Das klingt doch sympathisch, oder? Viel Spaß beim Lesen und Nachdenken:
Kinder durch Schimpfen in der Öffentlichkeit bloßstellen
In unserem Hotel-Urlaub vor einigen Wochen ist mir plötzlich etwas bewusst geworden.
Wir saßen beim Frühstück und Abendessen neben einer Mama mit ihrer neunjährigen Tochter. Das Mädchen wollte öfters ihr Wasser nicht leer trinken, hatte sich zu viel Essen vom Buffet genommen, dass sie nicht geschafft hätte aufzuessen (typisch Kinder :)) und andere kleine Situationen.
Ihre Mama reagierte auf diese und andere Situationen verärgert. Sie sagte dann in normaler Lautstärke, was ihrer Tochter denn einfiele, das gehe gar nicht, sie solle sofort aufessen, sonst gebe es kein Eis etc.
Nicht die Reaktion der Mutter, die für die meisten Eltern ja normal ist, haben mich aufhorchen lassen, sondern die der Tochter. Sie senkte jedes Mal den Kopf, schaute um sich und lief rot an. Nachdem ich das einige Male beobachtet habe, fing ich an darüber nachzudenken.
Sie senkte jedes Mal den Kopf, schaute um sich und lief rot an.
Dem Mädchen war es offensichtlich sehr peinlich, dass ihre Mama mit ihr schimpfte. Ich habe in letzter Zeit vieles über die Entwicklung von Kindern gelesen. Dabei sind mir einige Dinge wichtig geworden:
Kinder sind soziale Wesen. Sie wollen zu der Gesellschaft dazu gehören, anerkannt sein und gemocht werden. Wenn man nun mit ihnen schimpft, lässt es das Kind bei anderen schlecht da stehen, weil es augenscheinlich etwas falsch gemacht hat.
Die Reaktion des Mädchens zeigte dies ganz deutlich. Dann fing ich an mich selbst zu reflektieren.
Mein Sohn ist gerade einmal drei Jahre alt. Aufgrund seiner Gehirnreife hat er noch nicht dieses Empfinden von „Ich nehme mein Gegenüber wahr und mir ist wichtig, was andere von mir halten“.
Erkennen kann man das auch ganz klar an den Trotzanfällen in der Öffentlichkeit. Ihm ist völlig egal, wer das mit bekommt und wie die Leute darauf reagieren. Es geht ihm um sich selbst.
Ab dem Alter von fünf Jahren entwickeln Kinder die Fähigkeit, das Gegenüber einzuschätzen, es wird wichtig, was andere von einem halten und man möchte anerkannt sein (ganz unterbewusst).
Trotzdem habe ich gemerkt – selbst wenn mein Kleinkind noch nicht dieses unangenehme Gefühl, vielleicht der Bloßstellung, hat, kann ich doch versuchen, ihn nicht vor anderen zu auszuschimpfen oder zurecht zu weisen.
Ich versuche seither, ihn zur Seite zu nehmen, wenn es eine Situation erfordert, sodass er nicht negativ im Fokus der anderen steht. Ist schimpfen vielleicht überhaupt gar nicht nötig? Ist das ein respektvolles Verhalten dem Kind gegenüber? Wenn ich darüber nachdenke, dass mein Mann mich in der Öffentlichkeit laut zurechtweisen würde, also das wäre mir extrem peinlich.
Ist schimpfen vielleicht überhaupt gar nicht nötig?
Zugegeben – Kinder brauchen manchmal ein ‚Hey, das geht nicht!‘ oder in Gefahrensituationen und Handgreiflichkeiten mal ein ‚Stop! Nein!‘. Das ist zum Schutz des Kindes oder anderer Kinder manchmal notwendig. Aber auch da ist zu überlegen, wie kommt das bei meinem Kind an? Rede ich respektvoll mit ihm oder geht es auch anders?
Ich bin eine sehr laute und impulsive Person, daher habe ich noch viel Arbeit in dem Bereich vor mir und immer wieder falle ich in alte Schimpf-Muster rein, die im Nachhinein echt unnötig sind.
Ich glaube der Anfang beginnt damit, mir bewusst zu werden, was mein Verhalten bei meinem Kind auslöst und nicht nur gemessen an der Reaktion des Kindes. Bisher habe ich noch nie so weit gedacht, dass Schimpfen nicht nur einfach vielleicht blöd ist, sondern dass es für das Kind tatsächlich unangenehm anderen gegenüber ist. Dass da ein Bedürfnis der Annerkennung von anderen dahinter steckt. Und warum nehme ich mir heraus, meinem Kind dieses Bedürfnis abzusprechen oder ihn vor anderen bloß zu stellen, nur weil sich das Kind noch nicht wehren kann?
Das bringt mich immer wieder zum Nachdenken. Ich bin noch nicht da, wo ich gerne sein möchte. Da dürfen wir Mamas auch barmherzig mit uns sein. So wie unsere Kinder das auch mit uns sind.
Vielleicht sind meine Gedanken auch für Dich wichtig. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir Deine Meinung dazu schreiben würdest.
Herzlichste Grüße, Rahel
Rahels Instagram Kanal findest du unter www.instagram./com/wir_sind_zuhaus
Hier hast du ihn immer Griffbereit: Pinn dir diesen Beitrag auch auf Pinterest!
Möchtest du über weitere Themen aus dem Familienleben & Erziehung lesen? Dann bist du in meiner Kategorie FAMILIENLEBEN (Klick) genau richtig!
September 4, 2022 um 1:07 pm Uhr
Huhu liebe Rahel,
Wir hatten gerade eben auf einem Fest den Fall. Mein Mann hat so laut mit unserem Sohn geschimpft, dass sich alle anderen Köpfe geschockt zu uns gedreht haben. Wir haben uns dann in die Haare darüber bekommen.
Unser 3 jähriger hat sich im Nachhinein bei uns entschuldigt. Ich habe gesagt, dass er sich nicht entschuldigen muss. Es war unser Fehler, so laut zu werden. Und warum? Weil er nicht im Buggy sitzen bleiben wollte und wir 3 Erwachsenen zu bequem waren
, ihm die ganze Zeit hinterher zu rennen.
Dass das nun mal so ist, dass wir Eltern den kids hinterher flitzen und aufpassen müssen, muss man sich im Vorfeld bewusst machen, bevor man auf ein Fest geht, ja sogar bevor man Kinder in Die Welt setzt. Es ist halt einfach die ersten Jahre nicht mehr bequem.
Schimpfen in gewissem Maße kann man nicht vermeiden. Oder nennen wir es mal lieber Diskussionen. Es ist immer laut. Politik ist laut, Musik ist laut. Manchmal geht es auch nicht anders. Es sollte der letzte Ausweg sein, seinem Kind gegenüber laut zu werden. Aber wenn man etwas 10 mal in normaler Lautstärke erklärt hat, und zwar nicht mit der Begründung, so wie ich in den 80er Jahren noch aufgewachsen bin: „Weil ich das so will.“ Oder noch schöner: „weil ich das sage“ sondern eine kindgerechte Erklärung. Dann ist es legitim auch mal lauter zu werden.
Ja, da gebe ich dir recht, vielleicht nicht direkt in einer Ansammlung von Menschen, die dann alle geschockt zu uns rüber starren und evtl sogar denken: „oh Gott, was machen die mit dem armen Kind“ sondern zur Seite nehmen und es dort mit dem Kind regeln. Auch hinterfragen, warum macht das Kind es so und so? Unserer wollte heute auf dem Fest weder in den buggy, noch auf den Arm noch an der Hand laufen. Er ist ein körperlich sehr aktiver 3 jähriger.
Er wollte allein laufen. Dann blieb er aber ständig stehen, lief in die andere Richtung usw. usw. Bei solchen Situationen muss man sich dann halt auch überlegen: Reizüberflutung? Vielleicht ist mein Kind auch einfach noch zu klein dafür auf so einen Rummel zu gehen?