Natürlich bin ich keine Trauerberaterin, aber vielleicht kann ich euch dennoch ein paar wertvolle Tipps mit auf den Weg geben, wie ihr Eltern von Sternenkindern begleiten könnt.

In meinem Artikel “Diese Sätze solltest du Eltern von Sternenkindern niemals  sagen” habe ich euch bereits erzählt, womit wir verletzt wurden, nachdem unser Sohn in der 18. SSW zur Welt kam. Diese Sätze waren nicht sehr hilfreich und haben einfach nur weh getan. Auch wenn es sicherlich nicht die Intention unserer Mitmenschen war.

Doch, was kann ich tun? Wie soll ich damit umgehen, wenn jemand in meiner Familie oder meinem Freundeskreis ein Kind verliert? Dies passiert leider ziemlich oft. Oftmals weiß man es gar nicht. Für Paare, die einen bislang unerfüllten Kinderwunsch haben (egal ob beim ersten oder 5. Kind), ist die Frage “Na, und, wann bekommt ihr ein Kind?” sehr schmerzhaft. In Deutschland geht man meistens offen mit dem Thema Schwangerschaft um, sobald die 12. Schwangerschaftswoche verstrichen ist. Primär um sich zu schützen, falls man das Kind verliert. Die Rate, dass der Körper die Schwangerschaft natürlich beendet, ist innerhalb der ersten Wochen relativ hoch. Für mich persönlich sehe nur Gewinn darin, das Geheimnis einer Schwangerschaft schon zuvor zu offenbaren, denn meine Mitmenschen dürfen ruhig wissen, wenn ich dieses Leid erfahren muss. Vor allem, um ihnen die Chance zu geben, behutsam mit mir umgehen zu können. Wo wir schon beim ersten Punkt sind.

1. Lenkt eure Gespräche im Bekanntenkreis weg vom Thema Baby

Sicherlich ist das nicht immer möglich. Doch habt ihr eine Frau vor euch, die gerade ihr Baby verloren hat, ist sie sicherlich froh, wenn auch über andere Themen gesprochen wird. Klar ist, dass andere Babys Teil des Lebens sind und darüber können sich die meisten Sternenmamas auch freuen. Doch entspannt es sie ungemein, mal über etwas anderes zu reden. Ich erinnere mich an die Situation, als ich das erste Mal mit Frauen Frühstücken war, nachdem ich unseren Noel verloren hatte. Es ging viel um das Thema Baby, denn auch andere Schwangere waren dabei. Als dann darüber gesprochen wurde, wie sehr man sich freut, wenn der Kinderwagen bereitsteht und das Baby endlich darin liegt, konnte ich mich nicht mehr halten. Es platzte aus mir heraus. Ich musste total anfangen zu weinen, weil es so sehr weh tat. Als es meiner Freundin bewusst wurde, hat es ihr wahnsinnig leid getan. Ich war ihr deswegen auch überhaupt nicht böse, sie hat da einfach nicht daran gedacht. Aber hierfür ist mein Artikel ja da, um sich dessen bewusster zu machen. Und ich weiß wie schwer es ist, vom Thema Baby wegzulenken. Vor allem, wenn das Umfeld eben nicht weiß, dass unter ihnen eine Frau ist, die ein Kind verloren hat. Deswegen möchte ich die Frauen ermutigen, die das durchleben mussten. Traut euch, euch eurem Umfeld mitzuteilen; nur so können die Menschen um euch herum auf euch eingehen. (Wenn es sich denn richtig für euch anfühlt.)

2. Egal in welcher Schwangerschaftswoche, der Verlust ist immer schlimm!

Auch wenn Eltern ihr Kind schon recht früh in der Schwangerschaft verloren haben, leiden sie. Deswegen ist es wenig hilfreich, es damit abzutun, dass die Schwangerschaft ja noch nicht weit voran geschritten war. Nehmt diese Eltern ernst und zeigt ihnen, dass es OK ist, dass sie leiden. Gebt ihnen liebe Worte mit und seid für sie da.

3. Füreinander da sein

Mich hat es unheimlich ermutigt, dass ich wusste, dass ich nicht alleine bin. Während ich im Krankenhaus lag und darauf wartete, bis mein Kind auf die Welt kommt, erhielt ich viele Nachrichten von meiner Familie und Freunden. Ich wusste, dass sie an mich denken und für mich beten. Ich bekam ermutigende Bibelverse zugeschickt und hatte die Gewissheit, dass für mich gebetet wird. Dadurch lies sich alles etwas besser ertragen, denn ich wusste, ich bin nicht allein.

4. Fragen, ob man Besuch haben möchte

Manche Menschen haben in solchen Situationen gerne Menschen um sich, andere nicht. Hier ist jeder anders. Daher möchte ich dich ermutigen, die Eltern des Sternenkindes einfach zu fragen, ob sie gerne jemanden da haben möchten. So weiß man, wo man dran ist und braucht auch keine Angst zu haben etwas falsch zu machen, indem man etwas tut oder auch nicht tut.

5. Für die Familie/das Paar sorgen

Nach einer Schocksituation, wie in meinem Fall nach einer Geburt, ist erstmal ausruhen angesagt. Und ob das Paar schon weitere Kinder hat oder nicht, ist es eine wunderbare Geste, wenn man in der Zeit nach so einem Erlebnis durch liebevoll zubereitetes Essen gesegnet wird. Wir waren so unheimlich froh, dass wir dies erfahren durften! Ich kann es euch nur ans Herz legen, euch mit anderen zusammen zu tun und eine oder vielleicht sogar zwei Wochen täglich dafür zu sorgen, dass ein warmes Mittagessen oder ein leckerer Kuchen vor der Tür steht. In unserem Fall haben sich einige ganz liebe Mädels zusammen getan und sich über eine Woche um uns gesorgt. Und ich habe immer noch Tränen in den Augen, wenn ich an dieses Zeichen der Liebe denke. An dieser Stelle noch einmal Danke an jede einzelne Frau dafür! Ihr habt uns dadurch sehr ermutigt!

6. Eine liebe Karte einwerfen oder Blumen vor die Tür legen

Eine weitere nette Geste, die uns echt gut tat, war eine liebe Karte von einigen Mädels. Hier entsteht kein großer Aufwand und ihr könnt mit ein paar lieben Worten zeigen, dass ihr an die betroffenen Personen denkt. Auch schöne Blumen tun der Seele gut und sorgen für ein wenig Freude in dieser dunklen Zeit der Trauer.

7. Was sage ich zu Sterneneltern wenn ich sie sehe?

Hier reicht oftmals eine herzliche Umarmung. Aber auch ein einfaches “Es tut mir leid”, “Wir denken an euch”, “Wir beten für euch”. Wenn du dann merkst, dass Redebedarf von deinem Gegenüber besteht, dann scheue dich nicht, nachzufragen, ob du ihnen noch etwas Gutes tun kannst. Ich gebe zu, es ist ziemlich schwierig, herauszufinden ob die Betroffenen über die Situation sprechen möchten oder lieber nicht. Versuche hier sehr feinfühlig zu sein. Es spricht meiner Meinung nach auch absolut nichts dagegen, dies einfach zu erfragen. Das kann die Gesprächssituation um einiges erleichtern.

8. Verschenke das Buch “Leise wie ein Schmetterling” von Ute Horn (noch besser als Hörbuch)

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Eine liebe Bekannte gab uns das Hörbuch “Leise wie ein Schmetterling” mit. Es hat zwar etwas gedauert, bis ich bereit war die CD anzuhören, aber sie war absolut hilfreich. Wir hörten das Hörbuch meistens während längerer Autofahrten und lernten so auch einander besser zu verstehen. Im Hörbuch geht es unter anderem darum, wie unterschiedlich Frau und Mann dieses Ereignis verarbeiten. Wir haben diese CD einem anderen Paar weitergegeben, die davon profitierten als sie das Gleiche durchmachten wie wir. Auch für Angehörige und Freunde ist es nicht schlecht, dieses Buch gelesen oder gehört zu haben. Ute Horn gibt ganz viel Wertvolles weiter.

9. Aufmerksamkeit per Post

Von meiner Novembermama Gruppe haben wir ein Paket erhalten, in dem einige Sachen waren, die unser Herz sehr berührt haben. Unter anderem eine Kerze für unser Sternenkind. Man kann die Kerze an einen schönen Ort stellen und zum Beispiel am Geburtstag anzünden.

10. Lasst den Eltern Zeit

Einige Eltern von Sternenkindern gehen gerne schneller wieder unter Menschen um sich abzulenken. Andere brauchen aber etwas länger. Die Frau war schwanger und das bedeutet, dass der Körper seine Zeit braucht um sich wieder zu regenerieren, die Hormone Zeit brauchen um sich umzustellen, und die Seele Zeit braucht, um wieder heil zu werden. Die Trauerzeit dauert bei jeder Person unterschiedlich lange, was vom Umfeld akzeptiert werden sollte. Allerdings sollte man auch sensibel dafür sein, nicht in eine Depression zu fallen, wenn man aus der Trauerphase nicht mehr herauskommt. Umso wichtiger finde ich das Thema Seelsorge, was man Sterneneltern durchaus anbieten sollte. Wir haben dies nicht gebraucht, andere wären darüber vielleicht aber dankbar.  Was uns auch gut getan hat und uns große Anteilnahme gezeigt hat, war die Anwesenheit von einer befreundeten Familie auf der Beisetzung unseres Sohnes. Auch wenn sie ein halbes Jahr später war, zeigten sie uns somit ihre Anteilnahme und dass sie unseren Schmerz sehen.

Oftmals kann man es auch einfach nicht richtig machen. Es ist ein sehr schweres Thema und man kann nicht in die Köpfe und Gefühle der anderen hineinschauen. Deshalb ist es umso wichtiger zu versuchen, sehr feinfühlig vorzugehen und vor allem, einfach für den Anderen da zu sein. Zu wissen, man ist nicht alleine und wird umsorgt, ist wahnsinnig heilsam. Lasst uns auf einander achtgeben und uns um einander kümmern!

Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem etwas längeren und sehr persönlichen Artikel einen Einblick geben in das Gefühlskarussell bei Eltern von Sternenkindern und den damit verbundenen, aus meiner Sichtweise empfohlenen Umgang mit Ihnen.

Alles Liebe,

eure Katharina